In Zeiten wachsender Nachfrage nach nachhaltigen Produkten sind „Green Claims“, umweltbezogene Produktversprechen, entscheidend.
Doch diese Versprechen müssen nicht nur glaubwürdig sein, sondern auch den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, um Risiken des Greenwashings sowie rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Dieser Blogbeitrag zeigt anhand eines Projekts mit einem führenden Händler im DIY-Sortiment, wie effiziente Compliance und Qualitätssicherung für Green Claims durch ein strukturiertes, technologiegestütztes Produktdaten-Management gelingen können.
Gesetzliche Regelungen gegen Greenwashing
Im Mai 2024 hat die Europäische Union neue Richtlinien zur Vermeidung von Greenwashing und zur Einhaltung der Green Claims Compliance verabschiedet. Ziel dieser Bestimmungen ist es, Verbraucherinnen zu ermöglichen, informierte Kaufentscheidungen hinsichtlich der ökologischen Auswirkungen, Haltbarkeit und Reparierbarkeit von Produkten zu treffen und so zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten beizutragen. Unternehmen sind nun verpflichtet, ihre umweltbezogenen Aussagen klar und überprüfbar zu gestalten, um das Vertrauen der Verbraucherinnen zu stärken und rechtliche Risiken zu minimieren. Die Mitgliedstaaten, einschließlich Deutschland, haben bis zum 27. März 2026 Zeit, diese Richtlinie in nationales Recht umzusetzen und eine gesetzeskonforme Kommunikation von Green Claims zu gewährleisten.
Vermeidung von Greenwashing im DIY-Sortiment durch Data Governance und Produktdaten-Management
Greenwashing – das irreführende Bewerben von Produkten als umweltfreundlich – stellt Unternehmen im E-Commerce vor erhebliche Reputationsrisiken und rechtliche Gefahren. Die Vermeidung von Greenwashing und die gesetzeskonforme Gestaltung von Green Claims erfordert daher einen klar strukturierten Ansatz im Produktdaten-Management und eine durchdachte Data Governance.
- Datenqualität und Konsistenz: Ein zuverlässiges Produktdaten-Management-System (PIM) sorgt dafür, dass alle umweltbezogenen Aussagen zentral erfasst und konsistent verwaltet werden. Unternehmen aus den Bereichen Bauen, Baustoffe, DIY und Werkzeug können so sicherstellen, dass Green Claims präzise, aktuell und auf korrekten Daten basieren.
- Nachvollziehbarkeit und Transparenz: Durch eine gezielte Data Governance lassen sich die Herkunft und der Nachweis jeder Green Claim-Aussage belegen. Dies reduziert das Risiko von Fehlinformationen und schafft eine belastbare Basis für die Kundenkommunikation.
- Risikominimierung und Compliance: Mit strukturierten Prüfroutinen und klaren Datenrichtlinien lässt sich Greenwashing im Sortiment effektiv vermeiden. Unternehmen können so das Vertrauen von Kunden stärken und eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie etablieren.
Herausforderung im konkreten Projekt: Komplexität und Datenfülle bei der Prüfung von Green Claims
Angesichts eines breiten Produktsortiments und zahlreicher Lieferanten stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, sämtliche Green Claims sorgfältig zu prüfen und potenziell problematische Begriffe zu identifizieren, die Greenwashing-Risiken bergen könnten. Bei unserem Kunden ging es darum, über 51.000 Artikel auf nicht zulässige Begriffe und Formulierungen zu überprüfen, die sich aus einer Blacklist ergaben. Dies sollte sicherstellen, dass alle umweltbezogenen Aussagen präzise und konform mit geltenden Standards sind. Eine manuelle Überprüfung wäre in diesem Umfang kaum realisierbar – hier schafft eine technologiegestützte Lösung Abhilfe.
Projektstrategie: KI-gestützte Analyse und strukturierte Überarbeitung
- Entwicklung einer maßgeschneiderten KI-Analysepipeline: Für die automatisierte Analyse und Überarbeitung der Green Claims wurde eine spezialisierte KI-Pipeline entwickelt, die den Produktkatalog auf problematische Begriffe und Formulierungen hin untersucht. Diese KI ermöglicht es, sowohl offensichtliche als auch subtilere sprachliche Risiken aufzudecken und in Artikeltiteln, Beschreibungen und Bullet Points anzupassen. Das Risiko von Greenwashing im Sortiment für Bauen, Baustoffe und Werkzeug konnte so erheblich reduziert werden.
- Agile Zusammenarbeit für schnelle Umsetzung: Um das Projekt effizient zu steuern, fanden regelmäßige Abstimmungen zwischen Qualitätsmanagement, Stammdatenmanagement und dem Compliance-Team des Händlers statt. Diese Meetings sorgten dafür, dass Hindernisse schnell identifiziert und Lösungen agil umgesetzt wurden, was einen nahtlosen Fortschritt sicherstellte.
- Tägliche Aktualisierung und schnelle Implementierung: In der intensiven Umsetzungswoche wurden die korrigierten Daten täglich in fertigen Importdateien für das Content-Management-System (CMS) des Händlers bereitgestellt. So konnten die Korrekturen direkt implementiert werden, ohne dass es zu Verzögerungen im Verkaufsprozess kam.
Projektergebnisse: Compliance und Effizienz durch detaillierte Analysen und Maßnahmen
- Erfolgreiche Identifizierung und Überarbeitung von Green Claim-Risikotexten: Die Überarbeitung von über 51.000 Artikeln auf unzulässige Begriffe und Formulierungen ermöglichte eine erhebliche Reduzierung rechtlicher Risiken und eine Optimierung der umweltbezogenen Produktkommunikation. Der Händler konnte so drohende Abmahnungen verhindern und die Transparenz und Verlässlichkeit seines Sortiments deutlich steigern.
- Transparenz auf Lieferanten- und Kategorie-Ebene: Eine abschließende Analyse bot dem Händler eine detaillierte Übersicht, welche Lieferanten und Kategorien besonders von den Anpassungen betroffen waren. Diese Informationen ermöglichen es ihm, gezielt auf Lieferanten zuzugehen und proaktive Maßnahmen zur Verbesserung der Produktkommunikation zu ergreifen.
- Empfehlung zur regelmäßigen Prüfung von Neuprodukten: Ein bedeutender Mehrwert des Projekts liegt nicht nur in der Korrektur bestehender Artikel, sondern auch in der Erkenntnis, dass eine regelmäßige Überprüfung neuer Produkte entscheidend ist, um langfristig Compliance-Risiken zu minimieren. Der Händler wurde beraten, diesen Prozess regelmäßig für Neuprodukte zu wiederholen und so eine nachhaltige Compliance-Strategie zu etablieren.
Fazit: Effiziente Compliance als Wettbewerbsvorteil im DIY-Bereich
Dieses Projekt verdeutlicht, wie ein gut strukturierter und technologiegestützter Ansatz zur Sicherung der Produktqualität und Compliance einen klaren Wettbewerbsvorteil für Händler schaffen kann. Die Kombination aus KI-gestützter Analyse, proaktiver Abstimmung und detaillierter Lieferantenanalyse ermöglichte dem Händler nicht nur eine schnelle Risikominimierung, sondern auch eine langfristige Strategie zur kontinuierlichen Qualitätsverbesserung.
Empfehlung für DIY-Händler: Die regelmäßige und präventive Überprüfung umweltbezogener Aussagen (Green Claims) bietet nicht nur Sicherheit vor Abmahnungen, sondern ist eine wertvolle Investition in die Konsistenz und Transparenz des gesamten Produktsortiments. Dies stärkt das Vertrauen der Kunden und Lieferanten gleichermaßen und macht die Compliance-Strategie zu einem zentralen Baustein des Unternehmenserfolgs.
Quellen für weitere Informationen
Für Händler und Hersteller, die sich vertieft mit den Themen Green Claims, Greenwashing-Vermeidung und nachhaltiger Produktkommunikation beschäftigen möchten, sind folgende Quellen besonders hilfreich:
1. Umweltbundesamt (UBA)
Das Umweltbundesamt bietet umfassende Informationen zu Umweltstandards, nachhaltigem Konsum und gesetzlichen Regelungen, wie etwa zur Greenwashing-Richtlinie der EU. Die UBA-Website enthält Studien, Leitfäden und Empfehlungen für die korrekte Kennzeichnung umweltfreundlicher Produkte und die Vermeidung irreführender Werbeversprechen.
2. Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv)
Der Verbraucherzentrale Bundesverband informiert über Verbraucherrechte und Greenwashing-Praktiken. Die vzbv veröffentlicht regelmäßig Berichte und Positionen zu nachhaltigen Produktversprechen, Transparenzanforderungen und den rechtlichen Konsequenzen bei Täuschung. Zudem stellt die vzbv Materialien und Handlungsempfehlungen für Unternehmen bereit.