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6 Monate forbeyond im Livebetrieb. Oder: Crisis is danger and opportunity.

Niklas Schultes, Managing Partner von forbeyond, im kurzen Interview: Die Startphase von forbeyond, das Fazit zum Ausnahmejahr 2020 und die Perspektiven in 2021.

Über Niklas Schultes

Bei der Transformation „analog“ aufgestellter Strukturen und Prozesse zu leistungsfähigen, flexiblen und „e-driven“ Organisationen und Abläufen verfügt Niklas Schultes über hohe Beratungskompetenz und ausgewiesene Expertise.
Im Rahmen von zahlreichen Projekten und Interim-Managements, unter anderem für Orsay, Walbusch, Adler und Legero konnte Niklas Schultes sich auch ein breites Repertoire in Werbung und Marketing für Retail/Stationär erschließen. Auch dadurch ist Omnichannel-Beratung und Connected Commerce bei forbeyond nicht nur ein Buzzword, sondern in der Praxis erworbene Expertise.

Niklas Schultes war lange in Führungspositionen der Otto Group für Konzeption, Umsetzung und Internationalisierung von Katalogen und Produktdaten verantwortlich. Einen hohen Stellenwert nahmen dabei die Effizienzsteigerung, Digitalisierung, Change- und Organisationsentwicklung ein. Zuletzt war er bei Otto als Vorstand-Direct einer der Treiber der Digitalen Transformation von OTTO und für alle Produktdaten und deren Einsätze in Publikation und Touch Points wie Katalogen, Teasern, Webshops, Mobiles etc. verantwortlich. Zu seinem Verantwortungsbereich gehörten auch die damit verbundenen Teams, Geschäftsprozesse und IT-Systeme (PIM, MAM, CMS). Niklas Schultes leitete darüber hinaus strategische Projekte im Bereich Marketing und Vertrieb für OTTO und die OTTO Group (u. a. Bonprix, Heine, Schwab, Sheego, Sportscheck, Baur, Witt, Alba Moda, Hagebau Direkt).

Nach Gründung der PIM-Consult GmbH in 2014 und deren erfolgreichem Aufbau ist Niklas Schultes seit September 2020 Managing Partner der forbeyond group. Er verantwortet dort die Ressorts Marketing und HR.

Niklas, wie zufrieden seid Ihr mit der Startphase von forbeyond? Was ist Dein Fazit von 2020?

Ich denke, mit Blick auf 2020 hat man immer ein „trotz allem“ im Kopf, aber wir können wirklich sehr, sehr zufrieden sein mit der Unternehmensentwicklung.

Fehlte uns im März letzten Jahres noch die Klarheit und vielleicht auch die Fantasie, ob und wie wir unsere Unternehmen trotz Corona erfolgreich entwickeln können, haben uns die nachfolgenden Monate insgesamt wirklich beflügelt.

Keiner von uns hatte bereits Erfahrung mit einem Merger, hier waren wir wirklich auf einem Stück Neuland unterwegs. Am glücklichen Ende war es gar nicht so komplex, aber natürlich aufwändig. Das hat uns wirklich sehr intensiv beschäftigt. Uns hat die Power von unserem Team, das uns bei der Fusion uneingeschränkt unterstützt hat, extrem geholfen. Und das in Zeiten großer Unsicherheit, Lockdowns, Sommerferien, Kurzarbeit und so weiter.

Den Golive Termin Anfang September hatten wir erst mal nur als grobe Orientierung ins Auge gefasst. Tenor war: so schnell wie möglich und dabei aber auch so gründlich wie nötig - 80/20 oder vielleicht eher 60/40... Dass wir dann bereits Mitte August startklar waren, also den Merger in nur zwei Monaten gemanagt haben, hat uns gezeigt, was wir schaffen können, wenn alle an einem Strang ziehen.

Haben sich Eure Erwartungen, die Ihr mit der Fusion verbunden habt, bis hierhin erfüllt?

100 %! Ich denke häufig an das erste Gespräch von Carsten und Claus mit Kersten und mir zurück. Das war mitten in der übelsten Phase des ersten Lockdowns. Wir sind uns bereits in den ersten 3 Stunden einig geworden, dass wir unsere Unternehmen zusammenlegen werden. Das mündete in unserer ersten maskierten „Ghettofaust“, der noch viele weitere folgten.

Alles was auf dem allerersten Whiteboard stand, ist heute noch Teil unserer Agenda. Als agil denkendes und handelndes Unternehmen sind wir natürlich auch in Irrwege gelaufen, haben dafür aber umso mehr Zielorientierung und Energie aus der Arbeit mit dem Team gewonnen.

Ich selbst habe viel dazu gelernt, habe mich (gerne) auf viel Neues eingelassen.

Ihr habt lange über Brand, Purpose und Design gebrütet. Passt das alles nach wie vor?

Wir hatten uns sehr früh entschieden, komplett neu aufzutreten, also neue Brand, neues CD, neuer Purpose und so weiter. Wir haben das dann in einem iterativen, sehr offenen Dialog entwickelt, ohne jeden externen Support.

Es war uns sehr wichtig, dass wir vier Inhaber aber auch das Team vorbehaltlos hinter der Marke stehen. Zugleich sollte etwas Modernes, Inspirierendes entstehen, das auch Raum für zukünftige Entwicklungen lässt. Dafür haben wir uns Zeit genommen, und ich bin auf das Ergebnis wirklich stolz. Sowohl von der Wirkung her als auch aus Prozesssicht.

Unser Purpose „Product stories well told.” steht für den Kern unserer Unternehmung, nämlich, die Produkte unserer Kunden gut aussehen zu lassen und dessen Kunden eine überzeugende Customer Experience zu gönnen. Systeme, Prozesse und Daten sind da am Ende nur Mittel zum Zweck, wenn auch essenziell.

Mit der Breite unserer Expertise und Leistungen haben wir schon eine Art Alleinstellung in der DACH Region, das spiegelt sich auch in unserer Brand wider.

Wie habt Ihr Euch im letzten Geschäftsjahr wirtschaftlich geschlagen?

Wir haben 2020 mit einem wirklich guten operativen Ergebnis abgeschlossen, und das vor dem Hintergrund der Pandemie und der Tatsache, dass der Merger uns eine kleine sechsstellige Summe gekostet hat. Besser geht es nicht.

Du selber unterstützt in der Regel Retailer und Onliner beim Umbau Ihrer Geschäftsprozesse und Touchpoints. Was war ein Highlight innerhalb Deiner Mandate?

Wir sind mit unserem Kunden Orsay im Mai/Juni 2020 mit ersten Live Shopping Events „on air“ gegangen, waren damit first Mover in DACH.

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Live Shopping geht jetzt gerade jetzt erst so richtig durch die Decke. Wir haben diesen aus Asien kommenden Trend schon frühzeitig erkannt und in Zusammenarbeit mit Muse Content und Lisa Retail Innovation umgesetzt. Connected Commerce, also die wertschöpfende Verknüpfung von Kaufstätten, Technologien und Aktionen zu einer inspirierenden Customer Journey und Experience ist für mich einer der Erfolgsfaktoren zukunftssicherer Handelskonzepte.

Was sind Eure „next big things“ für 2021?

Wir wollen und werden natürlich wachsen. Denn auch das ist ein Learning aus der Krise: Masse hilft und Größe bringt uns mehr Flexibilität und Kraft.

Marketing und Vertrieb sind in diesem Jahr neben dem operativen Geschäft ein Fokus. Hier haben wir unsere früher deutlich unterschiedlichen Vorgehensweisen in einen kraftvollen Best of Breed Prozess zusammengeführt.

Im Consulting arbeiten wir weiter an Konsolidierung und Uplift von Methoden und Tools, sind da aber bereits bei den berühmten 80 % angekommen. Die Nachfrage nach unserer Beratung ist ungebrochen, durch Corona eher noch befeuert. Wir rekrutieren gerade noch neue Consultants und erschließen auch innerhalb der Gruppe weitere Synergien, um dem Run gerecht zu werden.

Bei den Content-Services pitchen wir aktuell um größere Etats und wollen insbesondere diese großen Services weiter ausbauen. Das heißt nicht, dass wir kein Projektgeschäft mehr übernehmen, um insbesondere auch Kunden aus der Beratung kurzfristig bei der Migration und dem Enrichment ihrer Produktdaten zu helfen.

Großen Fokus hat auch der weitere Ausbau unserer Plattform dem „forbeyond hub“, über die beispielsweise auch unsere Services für OTTO Market laufen. Wir sind kein Softwareanbieter und wollen dies auch nicht werden, aber natürlich lassen sich viele Funktionen unserer Content-Services automatisieren. Wir verstehen uns als Anbieter von Managed Services oder auch „Content-as-a-Service“. Das hat großes Potenzial, denn nicht jedes Unternehmen möchte gleich in eine komplexe Systemlösung investieren.

Und natürlich denken wir auch über regionales Wachstum nach. Wir sind bislang räumlich in Süd- und Nord-Deutschland stark vertreten, erfahren aber auch viel Aufmerksamkeit aus anderen Ballungsräumen. Da kommt was!

Nach den turbulenten letzten Monaten sind wir jetzt dabei, das Team nicht nur auszubauen, sondern auch zu stärken und noch besser zu vernetzen, damit sich niemand überfordert fühlt.

Wird das Team eine normalisierte Zusammenarbeit, die hoffentlich noch im Jahr 2021 eintritt, noch beflügeln?

Aber ja, das wird noch mal Mega. Wir konnten bisher mit wenigen Ausnahmen ja gar nicht enger, im räumlichen Sinne, zusammenarbeiten. Zwar haben wir auch interne Events wie unsere OKR Meetings, Barcamps, Hackathons und Parties auf Remote umgestellt, es bleibt dabei aber schon einiges auf der Strecke.

Es war für uns eine sehr gute „Übung“, über die Distanz hinweg miteinander zu kollaborieren und trotzdem so eine eine große Kraftanstrengung wie den Merger und das Daily Business erfolgreich zu meistern. Wir denken gerade sehr intensiv darüber nach, wie wir mit den bisherigen Erfahrungen und neu entdeckten Tools unsere Arbeitsweise insgesamt neu und anders organisieren.

Aber, unsere Standorte sind und bleiben natürlich wichtiger Teil unserer Employee Experience und Brand Heritage, die wir aber weiterhin mit vielen, kleinen Satelliten in Form von Home Offices ergänzen.

Ein Satz oder Motto, woran Du in den letzten Monaten viel gedacht hast?

„Crisis is danger and opportunity.“ Mein Leitspruch, in guten Phasen wie in Krisenzeiten.

Vielen Dank!